Rezension zum Album "Gipsy" von www.rocktimes.de
Das Album "Gipsy" sitzt tief in der Steckdose des Blues Rock. Die Peter Campbell Band geht auf dieser Platte mit ganzen dreizehn Liedern an den Start. Alle Tracks wurden von Peter Campbell sowie Ingo Oehlerking komponiert. Respekt, denn was man auf "Gipsy" zu bieten hat, versetzt der Stimmung eines Blues Rock-Fans einen ordentlichen Schub in den positiven Bereich der Laune. Hinter dem Namen des Bandleaders steckt der Musiker Peter Sillmann, der unter anderem auch bei Highlander und Third Teeth aktiv ist.
Mit dieser Scheibe, der ersten Platte der Combo, zückt man für den Hörer eine überzeugende Visitenkarte des Blues Rock. Das Songwriting zeigt viele verschiedene Färbungen des Genres und der Frontmann schultert nicht nur die Gitarre. Er zupft auch noch die dicken Saiten, spielt Harp und singt. Marius Branscheidt ist seines Zeichens der Keyboarder der Gruppe und hat einen nicht unwesentlichen Anteil am Sound des Trios. Schlagzeuger JP Thunder lässt es grooven und insgesamt kommt die Combo mit einem richtig fetten Sound daher.
Die Musik der Peter Campbell Band braucht keine künstlichen Muskelaufbaupräparate um zu überzeugen. Die Kraft des Blues Rock spricht hier eine eindeutige Sprache. Neben einem ganzen Füllhorn an Riffs hat man auch ein Faible für Southern-Varianten und wenn "I'm Broke" in Erinnerung an Jon Lord eingespielt wurde, dann kann man sich schon, ohne die Nummer gehört zu haben, vorstellen, wer hier das Zepter des 12-Takters schwingt.
Ganz klar, es ist Marius Branscheidt. Allerdings hat man hier die Rechnung nicht ohne Peter Campbell gemacht, denn zu Beginn des Tracks haben er und der Keyboarder einen dieser infizierenden Twin-Sounds drauf. Toll! Überhaupt ist die Nummer eines der Highlights der Scheibe. Der Bandleader singt mit einer herrlich rauen Stimme. Was der Keyboarder auf den schwarzen und weißen Tasten seiner Orgel zaubert, ist begeisternd. Neben dem Drummer sorgt er für einen klasse Groove.
Allerdings kann die Combo auch ganz anders. Sie beherrscht die langsame Variante des Zwölftakters genauso perfekt, wie den der Überholspur des Highways, wohin er am Horizont auch führen mag.
Für den emotionsgeladenen Slow Blues wechselt man auch zur akustischen Gitarre und mit untermalenden Streicher-Klängen entwickeln sich Balladen phasenweise geradezu zu Hymnen der Sentimentalität. Perfekt!
Wie in "My Baby's Gone" kommt man aber auch mit der elektrischen Gitarre ans Ziel der Hörfreude. Die Sehnsuchts-Drüsen öffnen ihre Tore und was Peter Campbell mit seinem Gesang zum Ausdruck bringt, findet einen begeisternden Partner in der Virtuosität des Gitarrenspiels.
Shuffle, Piano-Sounds und ein toller Groove geben "Cornelia" eine hervorragende Standfestigkeit. Diese Nummer wird dann von Trompeter Patrik Hilton, Eric Weber (Saxofon) und Posaunist Ben Sallmann richtig aufgeladen. Das geht voll in die Fußwippe und auch Maurice 'Big Mo' Huffman am Gesangsmikrofon hat eine klasse Blues-Färbung auf den Stimmbändern. So wird aus zwei Bands quasi eine Gruppe, denn letztgenannter Künstler ist Vorsteher von Big Mo And The Full Moon Band. Patrik Hilton sowie Eric Weber sind zwei Bandmitglieder und Ben Sallmann kommt ebenfalls aus dem Dunstkreis der amerikanischen Combo.
Ein weiteres Stück der Zusammenarbeit ist "Miss Ya". Mit einem eingängigen Refrain rockt man im Midtempo die Tanzfläche.
Gradlinig-fetzig wird der "Rock 'n Roll" mit feinsten Southern-Zutaten zelebriert und großes Kino produziert. Peter Campbell haut verdammt gute Soli raus und diese hymnenhaften Refrains kommen beim Hörer ungemein gut an. Dann löst die Combo ein Ticket ins berühmte Delta. Country Blues ist die Devise. Hier dürfen die Harp und das Bottleneck natürlich nicht fehlen. Diese Nummer verfügt über eine Hookline, die sich ohne Umwege im Gehirn festsetzt. Einfach schön, dieses Lied!
Den Wachmacher "Wake Me Up" gibt es gleich in zwei Versionen. Ganz am Ende, quasi als Zugabe, serviert man uns auf dem Silbertablett die 'unplugged'-Fassung des Tracks. Beim Rausschmeißer bekommt die Stimme von Peter Campbell noch mehr Bedeutung, wenn auf Streicherklänge verzichtet wird. Die akustische Gitarre mischt hier und da mit. Beide Ausgaben haben ihre Berechtigung.
Wenn in deutschen Landen für den Blues Rock Werbung gemacht werden muss, dann gehört die Peter Campbell Band dazu.
Quelle: http://www.rocktimes.de/gesamt/c/peter_campbell/gipsy.html